Alltags-Ressourcen managen

Alltags-Ressourcen managen

Primäre Prävention anhand der Messung der Herzfrequenzvariabilität und des Blutdrucks im Unternehmen als anschauliches Monitoring zur Lebensstilveränderung.

Generelles Ziel des Forschungsprojekts ist die Entwicklung, Erprobung und Umsetzung einer Präventionsmaßnahme im Versorgungsalltag. Diese Maßnahme stärkt vorhandene mentale und körperliche Ressourcen und leistet somit einen Beitrag zur Gesundheitsförderung. Diese Gesundheitsförderung kann erreicht werden, indem versucht wird, psychische und physische Fehlbelastungen durch den Ausbau von verhaltenspräventiven Maßnahmen zu verhindern. Den Teilnehmern wird anhand der Herzfrequenzvariabilität ein gesunder Berufsalltag vermittelt.

Die Präsenzphase des Kurses beinhaltet außerdem die Analyse des subjektiven Stresserlebens und das Erlernen kognitiver und physischer Strategien zur Stressregulation zur Förderung von Stressbewältigungskompetenzen. Stress ist einerseits lebensnotwendig, um mit Belastungssituationen fertig zu werden, allerdings wird eine veränderte Stressreaktivität als wichtiger Faktor in der Ätiologie verschiedener Erkrankungen gesehen. Die Wirkungen des Trainings in Bezug auf diese Strategien sind im Einzelnen:

  1. verbesserte Aufmerksamkeitsregulation und Konzentrationsleistung
  2. Verbesserung der Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion und Selbsterkenntnis
  3. verbesserte Selbst- und Emotionsregulation sowie Impulskontrolle
  4. verbesserter Umgang mit Stress und Belastungssituationen
  5. verbesserte Empathie-, Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit
  6. Stärkung der Selbstwirksamkeit und psychischen Widerstandfähigkeit (Resilienz)
  7. Akzeptanz von unangenehmen, nicht veränderbaren Zuständen
  8. Gelassenheit, innere Ruhe und Zentriertheit
  9. verbesserte Entspannungs- und Erholungsfähigkeit
  10. Stärkung des Immunsystems
  11. Zunahme des körperlichen Wohlbefindens
  12. Förderung und Erhaltung von Gesundheit (Salutogenese)

Diese Wirkungen haben folgende Ziele:

  1. Gewinnung neuer Erkenntnisse zum Thema Achtsamkeit, Gesunderhaltung, Stress und Stressbewältigung
  2. Erlernen und Anwenden von achtsamkeitsbasierten Methoden (formalen und informellen Übungen)
  3. Erhöhung der Akzeptanz und psychischen Widerstandsfähigkeit (Resilienz) in Bezug auf unveränderbare Stressoren, Belastungssituationen und Veränderungsprozesse
  4. Verbesserung der Bewältigungskompetenz und Handlungsfreiheit in schwierigen Situationen, u.a. bei Konfliktsituationen und Lebenskrisen
  5. Verbesserung der Kommunikation, Zusammenarbeit und des Klimas im Unternehmensbereich durch Nutzung der achtsamkeitsbasierten Methoden
  6. Integration einer achtsamen inneren Haltung in den (Berufs-)Alltag als psychosoziale Ressource zur achtsamen Selbstregulation, gesunden Selbstführung und für eine bewusste und zufriedene Lebensgestaltung

Ergebnisse aus ersten Studien unter Leitung von Dr. Anett Müller-Alcazar

Herz-Kreislauf-Prävention im betrieblichen Setting

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache und verantwortlich für ca. ein Drittel der Frühverrentungen in der Altersgruppe 55-65 Jahre. Lebens- und Arbeitswelten in Unternehmen sind ein wichtiges Setting für Verhaltens- und Verhältnisprävention. Inhalt der Gesundheitsinitiative „AOK Herzgesundheit“ ist die Prävention von Herzinfarkt und Schlaganfall und die Vermeidung von Co-Morbiditäten.

Methode und Kollektiv

Bei 68 Mitarbeitern, bei einer Verteilung auf 55 Männer und 13 Frauen, wurde die BGM-Screeningmaßnahme „AOK Herzgesundheit“ mittels dem Messsystem agedio® der Firma IEM GmbH in betrieblichem Umfeld durchgeführt. Die Teilnahme war freiwillig und das Durchschnittsalter betrug 45 Jahre. Die Motivation zur Teilnahme wurde durch die Ansprache „Kennen Sie Ihr Gefäßalter?“ erreicht.

Kernstück der Gesundheitsinitiative war der Einsatz der Blutdruck-und Pulswellenanalyse „PWA“ (Gefäßalter) in Einem. Die Untersuchung bestand aus einer Sequenz von zwei aufeinanderfolgenden Blutdruck- und Pulswellenmessungen am selben Arm. Unabhängig von der Blutdruckhöhe erlaubt die Pulswellenmessung eine Re-Klassifizierung der Risikokategorie. Die Kategorisierung der Teilnehmer in „sehr hohes“ -Kreislauf-Risiko (Ereigniswahrscheinlichkeit > 10 % in den nächsten 10 Jahren) erfolgt auf Basis eines erhöhten zentralen Blutdrucks (Verdacht auf Linksherzhypertrophie als Organschaden) sowie der vorangeschrittenen Gefäßsteifigkeit.  

Im weiteren Verlauf erfolgte eine stichprobenartige Überprüfung des Globalrisikos nach PROCAM mit und ohne Cholesterinmessung zur anonymen Ermittlung des individuellen Herzinfarkt- und Schlaganfallrisikos sowie des „Gefäßalters“. Die Berechnung des Gefäßalters erfolgt über eine Kategorisierung des 90 %-Konfidenzintervalls von gesunden Menschen und unterteilt das individuelle Risiko in die Klassen Rot, Gelb und Grün.

Ergebnisse

Im Aktionszeitraum wurden bei den Testunternehmen vollständige Blutdruck- und Gefäßaltermessungen durchgeführt. Bei 20 Teilnehmern wurde der Globalrisiko-Score PROCAM genutzt und bei 12 Teilnehmern ergänzend ein erweiterter Gesundheits-Check (inkl. HDL, LDL und Triglyzeride) durchgeführt. Der BMI lag zwischen 36,3 und 18,7. Neun Personen befinden sich in der in den Kategorien Adipositas Grad I und II (BMI > 30), dies entspricht ca. 13 %. 

Bei 32 Teilnehmern wurde ein erhöhter Blutdruck und eine erhöhte Gefäßsteifigkeit ermittelt (Rot). Bei 24 Teilnehmern wurden Werte ermittelt, die einem gesunden Vergleichskollektiv entsprachen (Gelb), und 12 Teilnehmer entsprachen einer äußerst gesunden Vergleichsgruppe (Grün). Bei 26 von 32 Teilnehmern wurden erhöhte zentrale Blutdruckwerte gemessen die darauf hindeuten, dass der Verdacht eines beginnenden oder bereits vorliegenden Organschadens „sehr hohes Risiko“ vorliegen.

Die gemessenen Blutdruckwerte lagen systolisch zwischen 161 und 98 mmHg. Bei den Teilnehmern mit Fettmessung wurden als höchster LDL ein Wert in Höhe von 143 mg/dl und bei den Triglyceriden in Höhe von 367 mg/dl ermittelt. Der niedrigste HDL-Wert betrug 38. Bei einem Teilnehmer konnte ein sicheres 20%iges Globalrisiko für das Auftreten eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls in den nächsten Monaten oder Jahren ausgewiesen werden. Zur verbesserten Sensibilisierung für die individuelle Herz- und Gefäßgesundheit wurde den Teilnehmern jeweils ein Gefäßalterbericht ausgehändigt.

Schlussfolgerung

Der Arbeitsplatz ist ein wichtiger Ort für Präventionsmaßnahmen und Screening-Angebote. Das Ergebnis zeigt, dass ein beträchtlicher Anteilder Teilnehmer ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko aufweist. Die Bestimmung von Blutdruck und Gefäßsteifigkeit in Einem ermöglicht erstmalig eine breite Information über Herz-Kreislauf-Risiken. Das Gefäßalter, gemessen mittels der Pulswellengeschwindigkeit, re-klassifiziert Teilnehmer in geringes und Risiko. Bei 26 Teilnehmern bietet sich zur Bestätigung des erhöhten Risikos eine Wiederholung der Blutdruck- und Pulswellenmessung in Einem an. Gemäß ESH/ESC-Empfehlungen (European Society of Hypertension & European Society of Cardiology) bietet sich eine sofortige lebensstiländernde Maßnahme in Form einer Intervention an.

Das Angebot „AOK Herzgesundheit“ erreicht die Teilnehmer und ermöglicht es, das betriebliche Gesundheitsmanagement noch besser auf die wichtigen Zielgruppen auszurichten und das Portfolio maßgeschneiderter Angebote auszubauen.

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