Kurs „MemoKog“ zur Unterstützung der kognitiven Leistungsfähigkeit in einem stressigen Berufsalltag.
Wer seine Konzentration schult, die Merkfähigkeit trainiert und bewusst an Entspannung arbeitet, betreibt „Fitness für den Kopf“. Das ISER har die BGM-Maßnahme „MemoKog“ für die AOK Bremen/Bremerhaven als Präventionsprogramm konzipiert und evaluiert.
MemoKog ist eine Kombination aus kognitivem Training und Entspannung. Zwei Gruppen von AOK-Kolleginnen und Kollegen haben das von Dr. Markus Köhl entwickelte Programm bereits durchlaufen. Viermal haben sich die Kursteilnehmer mit ihren Referenten mit Professor Dr. Tilo Strobach und Michael Merks getroffen. Dabei lernten sie ihr Gehirn erst einmal kennen, was Strohbach, Professor für Allgemeine Psychologie an der Medical School Hamburg, für äußerst wichtig hält: „Das Gehirn ist wie ein Werkzeug“, sagt er plastisch. So wie man sein Auto kenne, müsse man auch wissen, wie das Gehirn funktioniert.
Bei der Arbeit jongliert der Mensch mit dem Kurz- und dem Langzeitgedächtnis, beide können einzeln angesteuert werden. Unter Stress ist dieser Prozess blockiert, bei erhöhter Entspannung nimmt die Gedächtnisleistung hingegen zu. „Entspannt kann ich mehr und vor allem bessere Arbeit in kürzerer Zeit erledigen“, sagt Strohbach. Andersherum: Mit einem trainieren Gehirn kann ich Stress bewusst entgegensteuern.
Strohbach stellte den Teilnehmern Methoden vor, die dem Gehirn helfen, effizienter zu funktionieren. Die Loci-Methode etwa hilft, Fakten im Langzeitgedächtnis abzuspeichern. Dazu projiziert man das Wissen in Räume oder auf Gegenstände, etwa in die eigene Küche, auf Schränke, in den Backofen, in Schubladen und Gewürzdosen. Will man sich später erinnern, geht man in Gedanken erneut den Weg durch die Küche, öffnet Schränke und holt Gewürzdosen und damit die Fakten wieder hervor. Das Kurzzeitgedächtnis wird etwa mit Kopfrechnen trainiert, wenn Rechenaufgaben in Zwischenschritte zerlegt und wieder zusammenführt werden.
Parallel dazu lernten die Teilnehmer auch Entspannungsübungen wie Atementspannung und Achtsamkeitsübungen kennen, die im Alltag ebenso weitergeführt werden können und sollen wie die Übungen für das Arbeitsgedächtnis. Dafür erhielt jeder Teilnehmer drei Monate Zugriff auf die Neuration-App, mit der das Gehirn daheim regelmäßig trainiert werden kann.
Die Wirkung des Trainings testeten Strohbach und Menzel gleich mehrfach: Gleich zu Beginn und am Ende des Kursus wurden den Teilnehmern steigende Zahlenreihen vorgelesen, die sie anschließend niederschreiben sollten. „Anfangs schlichen sich die Fehler bereits in vier- und fünfstelligen Zahlenreihen ein, hinterher erst in der sechs- oder siebenstelligen Reihe.“
Auch den Freiburger Test für Achtsamkeit sieht er als Beleg dafür, dass das Konzept wirkt. Er misst Entspanntheit und Stressreduktion. Einem Durchschnittswert von 77 Punkten standen am Ende 84 Punkte gegenüber. Gewünscht rückläufig ist der Wert, mit dem die Teilnehmer subjektiv die Fehler im Alltag bewerteten. Er sank von 31 Punkten zu Beginn auf 24. Selbst wenn es nur der persönliche Eindruck der Teilnehmer ist und nicht per Fakten belegt: „Diese Einschätzung senkt den Stress, damit hat man einen großen Schritt in den Alltag getan“, freut sich Strohbach.
MemoKog soll mit neuen Gruppen hausintern weiter angewandt werden, gleichzeitig wird die AOK Bremen/Bremerhaven das Projekt im Rahmen ihres Betrieblichen Gesundheitsmanagement anbieten. „Mehrere Unternehmen haben bereits Interesse bekundet“, sagt Projektleiter Dr. Markus Köhl.